Rund sieben Prozent der
Weltbevölkerung leiden Schätzungen zufolge unter der
neurologischen Erkrankung, die vor allem zu Missempfindungen
und Bewegungsdrang in den Beinen führt. Die Symptome treten
vorwiegend in Ruhephase auf. Frauen sind häufiger betroffen
als Männer.
Aber auch Kinder und Jugendliche können bereits unter dem
Syndrom leiden. In mehr als 60 Prozent der Fälle liegt eine
familiäre Veranlagung vor. Die genauen Ursachen sind noch
weitgehend unbekannt. :
Detaillierte Informationen zu restless legs finden sich
bei den Leitlinien der Dt.
Gesellschaft für Neurologie: Leitlinien
Auszug
aus den Leitlinien:
Neurophysiologische
Befunde sprechen für eine Desinhibition (fehlende
Hemmung /Sensibilisierung / Übererregbarkeit) von
Rückenmarksbahnen mit
Beteiligung des Zentrums für Schmerzen und des
absteigenden schmerzdämpfenden Schmerzssystems. Untersuchungen zur
Bestimmung von Schmerzschwellen bei
RLS-Patienten weisen auf eine Beteiligung des
peripherneurologisch vegetativen Nervensystems hin.. (Stiasny- Kolster
et al. 2004c). Inwieweit diese Strukturen an dem primären
Auslösemechanismus beteiligt sind und welchen Beitrag
sie bei der Entstehung der Erkrankung haben, ist noch
unklar. Haben
im Vergleich zu Patienten mit einem nicht-familiären RLS
haben Patienten mit familiärer Häufung ein
früheres Erkrankungsalter (meist < 30-40 Jahre)
Winkelmann
fand bei Untersuchungen mittels SPECT
sowie PET-Technik (radioaktive Markierung aktiver
Hirnregionen fanden sich vereinzelt grenzwertig
erniedrigte dopaminerge Neuronen und Aktivierungen im
Zentralnervensystem.)
Die Aufgabe des Neurologen ist, die
Erkrankung von anderen Beschwerdeursachen wie
schmerzhaften Polyneuropathien abzugrenzen.. Resless legs
kommen häufiger bei Diabetes, bei Nierenerkrankungen, aber
auch bei jungen Frauen mit Eisenmangel auf.. Seltene
Ursachen wie eine cervicale Myelopathie, eine
Synringomyelie oder andere Rückenmarkserkrankungen sollen
durch eine neurologische Basisuntersuchung ausgeschlossen
werden.
Ein medikamentös induziertes RLS
wurde überwiegend bei dopaminantagonistisch wirkenden
Substanzen wie den klassischen Neuroleptika, aber auch
Metoclopramid, den tri- und
tetrazyklischen Antidepressiva,
Serotonin-Wiederaufnahmehemmern und gelegentlich auch bei sog.
"atypischen" Neuroleptika
beobachtet. Ein RLS kann bereits bei
Kindern und Jugendlichen auftreten, wobei die RLS-Symptomatik
in dieser
Altersgruppe möglicherweise in vielen
Fällen häufig als "Hyperaktivitätssyndrom" oder
"Wachstumsschmerzen"
verkannt wird (Rajaram et al. 2004).
Die Behandlung erfolgt durch
L-Dopa (Restex, Levodop, Madopar etc.) und
Dopaminagonisten in erster Linie , d.h. durch Mittel , die
für die Behandlung des Morbus Parkinson zugelassen
sind.. Das RLS hat aber nichts mit der Parkinson
Erkrankung zu tun, ausser dass die gleichen Mittel
helfen.
Alternativen bei Unverträglichkeit von
Dopaminergika sind zentral wirksame Schmerzmittel
wie Tramadol, Tilidin, oder höherwirksame Opiate.
Auch Benzodiazepine (wie Rivotril 0,5
mg) oder Antiepileptika wie Gabapentin können
gegeben werden.
Dopaminagonisten (Pramipexol =
Sifrol, Lisurid = Dopergin, etc.) haben gegenüber reinem
L-Dopa den Vorteil des fehlenden Wirkverlustes über die
Jahre.
Die Schwere der Ausprägung des RLS kann
anhand einer von der Internationalen Restless Legs Syndrome
StudyGroup validierten Schweregradskala (IRLS)
(Walters et al. IRLSSG 2003) quantifiziert werden (Tab. 1).
Diese ist in den Leitlinien
enthalten. Tabelle 1: International RLS Severity
Scale (IRLS).
Diagnosekriterien Im Polysomnogramm (der
Schlaflaboruntersuchung )
1. Es finden sich periodische
Beinbewegungen im Schlaf (periodic leg movements in sleep - PLMS)
2. Der PLMS-Index (Anzahl der PLMS pro
Stunde Schlafzeit) ist > 5/h bei Kindern und > 15/h bei
Erwachsenen.
3. Der Patient klagt über
Schlafstörungen oder Tagesmüdigkeit.
4. Die PLMS können nicht durch eine
andere schlafbezogene Erkrankung (RLS,
REM-Schlaf-Verhaltensstörung oder
Narkolepsie) oder
neurologische/internistische Erkrankung, Medikamenteneinnahme
oder Substanzmissbrauch erklärt
werden (PLMS, die am Ende von
Apnoe-Phase auftreten, sollten nicht als "echte"
PLMS bzw. PLMD gewertet werden).
Geschichte:
Das Restless-Legs-Syndrom (RLS,
englisch für Syndrom der ruhelosen Beine, auch Wittmaack-Ekbom-Syndrom
genannt) ist eine neurologische
Erkrankung mit Gefühlsstörungen und Bewegungsdrang in den
Beinen, Füßen und weniger häufig auch in den Armen, oftmals
einhergehend mit unwillkürlichen Bewegungen. Es wird zu den extrapyramidalen
Hyperkinesien gerechnet. Im Deutschen spricht man von unruhigen
Beinen, doch setzt sich auch umgangssprachlich zunehmend
die Abkürzung RLS – manchmal aufgelöst zu "Rastloser
Schlaf" – als Krankheitsname durch.
Die Krankheitszeichen wurden in der 2. Hälfte des 17.
Jahrhunderts von Thomas
Willis zum ersten Mal beschrieben. Im Jahre 1861 benannte
der deutsche Kliniker Theodor Wittmaack die Erkrankung nach
ihrem auffälligsten Symptom,
den unruhigen Beinen, als Anxietas tibiarum. Die
Bezeichnung Restless Legs wurde 1945 von dem
Stockholmer Neurologen Karl
Ekbom geprägt.[1]
Die RLS Erkrankung wird eigentlich
erst in den letzten 10-15 Jahren großzügig erkannt und
besprochen. Teils aufgrund der Fortschritte der
Schlafmedizin.. . Es gibt aber auch ein Interesse der
Pharmaindustrie an der Öffentlichkeitsarbeit, da nur
dann Dopaminagonisten und L-Dopa Umsatz bringen, wenn
sie nicht auf die seltenere Parkinson Erkrankung
eingeengt angewandt werden. Dies ist immer
auch zu bedenken, wenn es um Zeitungsartikel oder breite
Öffentlichkeitsarbeit geht. Manchmal
verschwindet das RLS auch von selbst oder
ist nur sehr mild ausgeprägt.
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