12. Weitere
LINKS und INFORMATIONEN
WARUM SOLLTE DER PATIENT GENAUE INFORMATIONEN VOR BEGINN DER LITHIUMBEHANDLUNG
BEKOMMEN?
Erfolg und Sicherheit der Rezidivprophylaxe sind nicht zuletzt von der Mitarbeit des Patienten abhängig. Er muss verstehen, worauf es bei der Behandlung ankommt und muss mit allen Anordnungen einverstanden sein. Es ist ratsam, zunächst ein Therapieziel mit dem Patienten abzustimmen. Er/Sie
muss wissen, dass der Erfolg, Teilerfolg oder Misserfolg der Behandlung u.U. erst nach längerer Zeit beurteilt werden kann. Um den Zustand des Patienten vor und unter der Lithiumbehandlung vergleichen zu können, sollte auch der frühere Verlauf der Krankheit möglichst gut dokumentiert sein.
Für Patienten, die eine Pharmakotherapie aus Furcht vor "chemischer Manipulation" oder "Abhängigkeit" ablehnen, kann es beruhigend sein, wenn sie erfahren, dass Lithium in der Natur weit verbreitet ist und in jedem menschlichen Körper als Spurenelement vorkommt.
Lithium hat eine Verwandtschaft mit Natrium, Kalium und
Jod. Vermutlich beruht darauf auch seine Wirkung.
Es wirkt in der Zelle selbst und hat einen damit anderen
Angriffspunkt als herkömmliche Antidepressiva.
Eine gute Einnahmezuverlässigkeit ist zu erreichen, wenn der Patient weiß, warum ein enger Kontakt zum Arzt notwendig und eine regelmäßige Tabletteneinnahme unabdingbar ist, warum der Lithiumspiegel und die Nieren- und Schilddrüsenwerte kontrolliert werden müssen und welche Auswirkungen die Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten und Erkrankungen eventuell haben können.
Spezialfälle wie die Vermeidung einer ungewollten
Schwangerschaft und das Vorgehen bei notwendigen
Narkosen werden am Schluss besprochen. Auch die Familienangehörigen sollten in jedem Falle über die Voraussetzungen einer erfolgreichen und sicheren Rezidivprophylaxe unterrichtet werden.
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FÜR WELCHE INDIKATIONEN IST EINE LITHIUMBEHANDLUNG ANGEZEIGT?
Hauptanwendungsgebiet für Lithium ist die manisch-depressive („bipolare“) Erkrankung.
Wichtigste und erfolgreichste Indikation für Lithium ist die
Rezidivprophylaxe, wobei es vor allem bei bipolaren Psychosen das Mittel der Wahl ist. Es kann aber auch angewandt werden bei
Therapieresistenz bei sog. unipolaren Depressionen.
Bei unipolaren Depressionen ist die Wahrscheinlichkeit eines Therapieerfolges am größten, wenn nicht mehr als 2 bis 3 Krankheitsphasen im Jahr auftreten und wenn eine hereditäre Belastung
vorliegt.
Bei schizoaffektiven Psychosen erschwert die diagnostische Zuordnung die Beurteilung der Erfolgsaussichten, die als umso besser eingestuft werden können, je mehr die Psychose dem manisch-depressiven Formenkreis zuzurechnen ist.
Behandlung affektiver Psychosen
Manie :
Lithium ist in der Behandlung der Manie bei etwa 80% der Patienten wirksam. Besteht starke motorische Unruhe, sind initial Neuroleptika angezeigt. Nach Besserung der psychosomatischen Symptomatik ist es ratsam, mit Beginn der Lithiumbehandlung die Neuroleptika ausschleichend abzusetzen.
Schneller Aufdosierbar als Lithium ist ein Antiepileptikum
Valproat oder Neuroleptika.
Depression :
In zahlreichen unkontrollierten und kontrollierten Untersuchungen wird die antidepressive Wirksamkeit von Lithium beschrieben. Es scheinen bipolar depressive Psychosen besser als unipolare
Depressionen auf eine Lithiumbehandlung anzusprechen. Aber
auch bei therapieresistenten unipolaren Depressionen ist ein Therapieversuch mit Lithium
bei ausreichender Krankheitsschwere gerechtfertigt.
Zusammenfassung: Eine Indikation für Lithiumbehandlung
besteht insgesondere
- bei "bipolar "depressiven Patienten, die unter der Behandlung mit eingeführten Antidepressiva manische oder hypomanische,
das heisst - evtl. nur vorübergehend leicht stimmungsgehobene
Phasen hatten (Bipolar Typ I oder Typ II
Erkrankung)
- bei Patienten, die auf eingeführte Antidepressiva unzureichend
ansprechen, mehrere Depressionsphasen in den letzten 5 Jahren
hatten - oder bei denen Suizidgefährdung besteht.
Lithium ist die bestabgesicherte Vorbeugung gegen
Selbstmordgefährdung!
- bei Patienten mit einer Unverträglichkeit gegenüber sonst
eingeführten Antidepressiva.
In vielen Fällen wird es notwendig sein, Lithium mit Antidepressiva zu kombinieren.
Außerhalb dieses Bereiches ist Lithium wirksam bei periodischer Aggressivität, Cluster-Kopfschmerz und - mit gewissen Einschränkungen - bei thyreotoxischer Krise und iodinduzierter Hyperthyreose.
Zyklisch auftretende Migräne und Meniere-Erkrankung können u.U. auf Lithium ansprechen..
Die Hauptursache , dass Lithium
abgesetzt wird besteht nicht im Auftreten von Nebenwirkungen
oder Komplikationen sondern, darin, dass der Patient/die
Patientin die Notwendigkeit hierfür nicht einsieht..
Plötzliches Absetzen von Lithium ist sehr ungünstig,
Lithium muss immer langsam in der Dosis vermindert werden (pro
Monat eine halbe Tbl.), sonst drohen durch das Absetzen
induzierte erneute Krankheitsphasen, die danach manchmal
schlechter auf Lithium ansprechen als vor Beginn der ersten
Lithiumeinstellung.
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Praktische Durchführung der
Lithiumbehandlung:
Die Wirkung der Lithiumbehandlung hängt eng mit der Lithiumkonzentration im Blutserum zusammen. Lithium wird meist als Salz der Kohlensäure (Carbonat
) in einer Retardform morgens und abends eingenommen. Es gibt aber auch Untersuchungen, dass eine Einmalgabe abends
vor dem Schlafen gehen gleich wirksam und nebenwirkungsärmer ist.
Lithium ist dann eine relativ nebenwirkungsarme Behandlung, wenn die richtigen Dosierungen eingehalten werden, d.h. Wenn keine Über- oder Unterdosierung eintritt.
Deshalb soll anfangs wöchentlich, später 3 monatlich bis halbjährlich die richtige Wirkung und Dosierung durch Bestimmung der Lithiumspiegel im Blut kontrolliert werden. Lithiumspiegel von 0,6 bis 0,8 mmol/l bieten ein Maximum an Vorbeugendem Schutz bei einem Minimum an unerwünschten Begleiterscheinungen.
Patienten, die älter als 60 Jahre sind, kommen mitunter bereits mit einem Spiegel von 0,5 mmol/l aus. Auch brauchen sie zum Erreichen gleicher Spiegel weniger Lithium als junge Patienten. Grund dafür sind die altersbedingte Abnahme der
Nierenleistung und das kleinere Verteilungsvolumen.
Lithium soll eher
zurückhaltend eingesetzt werden bei Erkrankungen die mit
einer Gefährdung der Niere einhergehen: Diabetes und
diabetische Nephropathie (Nierenschädigung), schwere Gicht,
Arteriosklerose mit Nierenbeteiligung. Vorsicht ist auch
geboten bei Myasthenia gravis, Addison Erkrankung,
Morbus Parkinson, Psoriasis vulgaris, Hypothyreosen, und
akuten Herzerkrankungen, die eine kochsalzarme Diät
erfordern. Empfohlen werden wegen evtl. erhöhter
Krampfbereitschaft gelegentliche EEG Kontrollen,
insbesondere bei Kombination mit hochpotenten Neuroleptika.
Empfohlen werden auch Blutzucker- Kontrollen.
Wichtig ist es auch, keine Kalorienhaltige gezuckerte
Getränke zu sich zu nehmen, weil Lithium sonst eine
Gewichtszunahme bedingen oder verschlimmern kann.
Unter Lithium sollte gelegentlich ein EKG und EEG kontrolliert werden, da Veränderungen der Erregungsleitung bekannt sind..
Herzkranke ältere
Patienten werden in der Regel deshalb nicht oder nur sehr
niedrigdosiert mit Lithium behandelt.
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LABORKONTROLLEN:
Exakte Lithiumspiegel sind nur dann verwertbar, wenn das Blut
cirka 12 Stunden nach der letzten Einnahme abgenommen wird.
Die Patienten müssen zum Zeitpunkt der Blutentnahme nicht nüchtern sein, d.h. sie können zuvor frühstücken und Tee oder Kaffee trinken. Am Tage vor der Blutentnahme sollte der Patient die letzte Tablette
wie immer zum Beispiel abends
einnehmen und dann morgens zur Blutabnahme
kommen. Tbl., Einnahmeplan
bitte mirbringen, können nach der Blutabnahme in der
Praxis genommen werden.
(Beispiel: letzte Tabletteneinnahme 21 Uhr, Blutprobe 9 Uhr).
oder etzte Tabletteneinnahme 6 Uhr, Blutprobe 18 Uhr)
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Wechselwirkungen mit
anderen Medikamenten:
Ein Abfall der Lithiumspiegel kann durch gleichzeitige Einnahme von Medikamenten ausgelöst werden, die die Lithiumausscheidung erhöhen (Schleifendiuretika wie z.B. Furosemid, Torasemid oder Arelix ) Einen ähnlichen Effekt kann Kochsalz haben .. Es ist deshalb wichtig auf gleichmäßige Zufuhr von Kochsalz
zu achten: . Kochsalzarme Diät erhöht deshalb den Lithiumspiegel und läßt die Werte erheblich ansteigen.
Vorsichtig bei Diäten, auch in Kurkliniken, bitte die Ärzte
auf Lithiumtherapie hinweisen.!!
Andere Mittel gegen Bluthochdruck (z.B. Thiaziddiuretika, wie z.B. HCT (Hydrochlorothiazid) Triamteren HCT oder Amilorid
erhöhen wie ACE Hemmer den Lithiumspiegel. (verminderte
Lithiumausscheidung) . Bitte auf
Kombinationspräparate achten, z.B. Ramipril
"Plus" !
Wichtig: leider erhöhen auch gängige
Schmerzmittel für Gelenkschmerzen wie Diclofenac, Voltaren
, Indometacin, Phenylbutazon und andere ("nonsteroidale")
Antirheumatica den Lithiumspiegel.
Für geplante Operationen siehe spezielle Informationen für
den Narkosearzt unten (Wechselwirkungen mit depolarisierenden
Muskelrelaxantien)
Bestimmte Antibiotika (
Erythromycin und andere Makrolid Antibiotika erhöhen den
Lithiumspiegel). Es ist deshalb sinnvoll, bei einer Therapie mit Lithium Medikamentenwechselwirkungen im Beipackzettel nachzuschauen und ggf. den Lithiumspiegel kurzfristiger nochmals zu kontrollieren, wenn eine Änderung anderer Medikamente erfolgt ist.
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LITHIUM UND
NIERENFUNKTION:
Lithium wird über die Nieren ausgeschieden.. Es ist deshalb wichtig
,die Nierenfunktion vor und während der Lithiumeinnahme
zu kontrollieren.
Fast immer kommt es unter Lithium zu einer dosisabhängigen Tubulusfunktionsstörung
in der Niere: Diese äußert sich als Polyurie, d.h. der/die
Patient/In scheidet mehr Urin aus und muss öfters zur Toilette.
Hauptursache ist wahrscheinlich die Hemmung der Vasopressin-sensiblen Adenylatzyklase durch Lithium. Im Tubulus wird weniger Wasser rückresorbiert und das Urinvolumen kann bis zur 2 bis 3fachen Menge ansteigen. Es ist daher notwendig mehr zu trinken als vielleicht sonst gewohnt, vor allem auch
im Sommer und im Urlaub in heissen Ländern.
Irreversible Nierenschäden durch Lithium
sind sehr selten, aber nicht völlig auszuschließen.
Wichtig ist, daß es nicht zu einer Intoxikation kommt und im Falle einer
Überdosierung sofort eine geeignete Behandlung eingeleitet wird.
Deshalb sind die regelmäßigen Funktionskontrollen so
wichtig. Die Nierenfunktion gemessen an der sog. "glomerulären Filtration" und ablesbar am „Kreatinin“ Wert im Serum bleibt auch nach einer jahrelangen Medikation mit Lithium
unter normalen Lithiumspiegeln weitgehend intakt, wenn es
nicht zu dies der o.g. seltenen Komplikation kommt. Nicht ganz geklärt ist die Ursache für eine unter Langzeitbehandlung mitunter auftretende Nephropathie mit geringfügigen morphologischen Veränderungen.
Dennoch bleibt Lithium eine sichere Medikation wenn die
Behandlung gut kontrolliert wird.
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Zittern als häufige Lithiumnebenwirkung:
Ein leichter feinschlägiger Fingertremor ist eine harmlose Nebenwirkung, die unter Lithium-Monotherapie nur selten ein Problem darstellt. Erst wenn berufliche oder soziale Hinderungen daraus erwachsen, kann der Tremor lästig werden. Bei einem Viertel aller Patienten tritt der Tremor schon zu Beginn der Behandlung in Erscheinung, nicht selten durch die zunächst eingeleitete Kombinationsbehandlung mit anderen Psychopharmaka insbesondere mit Antidepressiva bedingt. Er beschränkt sich in den meisten Fällen auf die Hände und ist gut von dem durch Neuroleptika verursachten Tremor zu unterscheiden.
Besonders empfindlich reagieren Patienten, die bereits vor Behandlungsbeginn einen essentiellen Tremor hatten, bei denen eine familiäre Belastung mit essentiellem Tremor vorhanden ist und die älter als 60 Jahre sind.
Streß, die Kombination von Lithium mit Neuroleptika oder
Antidepressiva und Genuß koffeinhaltiger Getränke wirken verstärkend. Häufig genügt eine leichte Reduzierung der Lithium-Tagesdosis, damit der Tremor geringer wird oder verschwindet, sofern die Lithiumspiegel eine Dosisreduzierung vertretbar erscheinen lassen (über 0,6 mmol/1).
Auf Antiparkinsonmittel spricht der Lithium-Tremor nicht an, dagegen auf Beta-Rezeptorenblocker, die als Zusatzmedikation am besten nur kurzfristig und nicht kontinuierlich genommen werden sollten. Bereits das Wissen über die Möglichkeit zum Eingreifen im Bedarfsfälle kann dem Patienten Besserung bringen.
Auffallend ist, daß anscheinend eine Korrelation zwischen
leichtem Tremor, vermehrtem Durst und häufigen Diarrhöen (Durchfällen) besteht.
Der feinschlägige Tremor (8-10 Hz) ist von dem mittel- bis grob-schlägigem Tremor abzugrenzen, der als Zeichen einer Intoxikation zu werten ist.
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Schilddrüsenvergrösserung durch Lithium:
Alle lithiuminduzierten Veränderungen der Schilddrüsenfunktion sind im allgemeinen nicht bedrohlich. Am häufigsten zu beobachten ist aufgrund der chemischen Ähnlichkeit zwischen Lithium und Jod ein ausgelöstes diffuses Vergrößern der Schilddrüse wie bei Jodmangel. "Sog. euthyreote Struma", was sich auch bei fortgesetzter Lithiumbehandlung durch eine Zusatzmedikation mit Thyroxin vermeiden lässt.
Eine Jodgabe allein reicht nicht aus, weil Lithium die
Freisetzung von T4 hemmt, nicht die
Produktion.
Bereits bestehende Schilddrüsenstörungen und spätere Veränderungen lassen sich besser beurteilen, wenn Ausgangswerte für
Schilddrüsensonogramm, den basalen TSH Spiegel (Thyreoida-Stimulating Hormon)
vorliegen und eventuell die Spiegel der Schilddrüsenhormone FT3 und FT4 im Blut
im Fall von abweicheichungen. Wir nehmen diese Werte deshalb
anfangs routinemäßig zumindest alle 3-6 Monate auch unter laufender Therapie mit Lithium ab.
Bei den ersten Anzeichen für eine Struma ist ein im Labor erhöhter „TSH“-Spiegel. In diesem Fall (Schilddrüsenstimulation) ist zu überlegen, ob eine Kropfprophylaxe und Substitutionstherapie mit Schilddrüsenhormonen eingeleitet wird. (evtl. vorher abgeklärt mittels SchiIddrüsensonographie
oder Szintigraphie).
Der Patient sollte dann zunächst 50 µg Thyroxin täglich erhalten, gegebenenfalls nach zwei Wochen täglich 100 µg.
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NEBENSchilddrüsenVeränderungen durch Lithium:
(CALCIUMSTOFFWECHSEL)
Lithium
verstärkt die Parathormon-Sekretion und vermindert die
Calciumausscheidung über die Nieren, dadurch kommt es zu Hyperkalzämie
und Hypokalzurie, einige Patienten weisen erhöhte
Parathormon-Spiegel auf. Nach Absetzen des Lithiums kann sich
die Hyperkalzämie normalisieren, nach längerer (über 10
Jahre) dauernder Behandlung mit Lithium ist eine
Normalisierung der Calcium-Spiegel nach Beendigung der
Therapie weniger wahrscheinlich. (Sekundärer
Hyperparathyreoidismus)
Thiaziddiuretika
vermindern die Calciumausscheidung über die Nieren und führen
zu einer milden Hyperkalzämie. Thiaziddiuretika sollen wegen
gleichzeitigem Lithiumspiegelanstieg gemieden
werden. Bei Patienten mit mildem Hyperparathyreoidismus
können Thiaziddiuretika die Grunderkrankung demaskieren, in
dem sie zu einem deutlichen Calcium-Anstieg im Serum führen.
Fällt ein erhöhter Calcium-Spiegel nach Absetzen von
Thiaziddiuretika nicht ab, spricht dies für das Vorliegen
eines primären Hyperparathyreoidismus.
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Soll oder kann ich unter einer vorbeugenden Behandlung mit Lithium schwanger werden?
Informationen über Stillen und
Schwangerschaft: http://www.embryotox.de/lithiumsalze.html
- N E I N - JA,
ABER mit
Einschränkungen - Für Frauen im gebärfähigen Alter ist es
am besten, während der Lithium-Behandlung für Kontrazeption zu
sorgen und nicht schwanger zu werden.
Vor einer geplanten Schwangerschaft ist das Risiko eines
Rückfalls der (bipolaren) Erkrankung durch das Weglassen der Behandlung gegen
das Risiko einer der möglichen
Fruchtschädigung (teratogenes Risiko: insbesondere
Herzfehler) abzuwägen.
Auszug aus Wikipedia:
Lithiumtherapie
und Schwangerschaft
Nach Berichten über
Fehlbildungen bei Neugeborenen nach Lithiumbehandlung der
Mutter wurden die Lithiumsalze etwa ab 1970
als gefährliche Teratogene,
d.h. Medikamente und Stoffe mit erhöhtem
Missbildungsrisiko betrachtet. Speziell die bei Kindern nicht Lithium-behandelter
Mütter sehr seltene Ebstein-Anomalie
und andere angeborene Herzfehler
traten nach Lithium -Exposition
in der Frühschwangerschaft gehäuft auf und führten zu der
Empfehlung, während einer Schwangerschaft keinesfalls Lithium
zu verabreichen. In Dänemark
wurde 1968
zur Feststellung des Risikos ein spezielles
„Lithium-Baby-Register“ eingerichtet.
Nach neueren Erhebungen dürften
allerdings die teratogenen Effekte von Lithium seinerzeit überschätzt
worden sein, zum Beispiel durch zu niedrig angesetzte Fehlbildungsraten
in der übrigen Bevölkerung. Das relative
Risiko für Fehlbildungen steigt zwar unter
Lithiumtherapie etwa um den Faktor 5–10. Da jedoch akute manische
Phasen oder Suizidalität
bei Depressionen
für das ungeborene Kind lebensbedrohlich sein können, gelten
nunmehr folgende Empfehlungen für die Lithiumtherapie in der
Schwangerschaft: [8]
- Wenn die Lithiumtherapie
zwingend erforderlich ist, sollen gleich bleibend
niedrige Serumkonzentrationen
von Lithium angestrebt werden – insbesondere
im in den ersten 3 Schwangerschaftsmonaten (1. Trimenon)
;
- die Tagesdosis
sollte auf mehrere Einzelgaben verteilt werden,
- eine salzarme Diät ist
zu vermeiden.
- In der Woche vor der Geburt
sollte – falls möglich – die Dosis um
30–50% reduziert werden, da unter der Geburt die Nieren-Leistung (Clearance) sinkt und aufgrund der geringen therapeutischen
Breite Vergiftungssymptome sowohl beim Kind als auch bei
der Mutter auftreten können.
- Sofort nach der Entbindung
ist das ursprüngliche Therapieregime wieder aufzunehmen,
das vor der Schwangerschaft bestand.
- Nach Li+-Exposition
im 1. Trimenon wird eine Ultraschallfeindiagnostik
oder eine Echokardiographie
beim Fetus
empfohlen.
In den ersten beiden
Lebenstagen ist das Neugeborene engmaschig zu überwachen,
insbesondere im Hinblick auf toxische Symptome.
Vor dem Hintergrund der
neueren Datenlage sollte
Lithium zwar in der Schwangerschaft
nicht neu verordnet werden, eine laufende, stabil
eingestellte und gut bewährte Therapie kann
aber nach sorgfältiger Risiko-Nutzen-Analyse fortgeführt
werden. Es sollten insbesondere im
ersten Schwangerschaftsdrittel möglichst stabile
Serumkonzentrationen Schwangerschaft
ist in aller Regel eine Dosisanpassung und Verteilung auf zwei
Einzeldosen erforderlich. Bei Schwangeren ist
Lithium-Ausscheidung über die Nieren um 50 – 100 %
gesteigert. Die Lithiumdosis
muss vielleicht etwas erhöht werden, wird aber dennoch im
untersten
wirksamen Bereich gehalten.
Toxische Effekte des Lithiums
können ferner zu perinatalen Komplikationen führen,
die als „Floppy-Infant-Syndrom“ mit muskulärer Hypotonie,
niedrigem Apgar-Score und
Unmittelbar vor dem Geburtstermin
sollte deshalb die Dosis reduziert
werden, um perinatale
Komplikationen
möglichst zu vermeiden;
Sollte aus zwingendem Grund die Entscheidung für eine Lithiumtherapie fallen, müßten die Lithiumspiegel an der unteren Grenze der Wirksamkeit gehalten werden. Falls es nach Absetzen von Lithium zu einer manischen Phase kommen sollte, müßte die Patientin rechtzeitig Neuroleptika bekommen, bevorzugt solche, die seit langem im Handel sind und von denen ein
fruchtschädigendes, teratogenes Risiko nicht bekannt ist.
Lithium
in der Stillzeit
Empfehlung:
Bei genauer Beobachtung des Säuglings (Muskeltonus, Tremor, unwillkürliche
Bewegungen, Zyanose, Dehydratation) und möglichst niedriger mütterlicher
Lithiumdosis kann Stillen im Einzelfall erlaubt werden. Dabei
muss aber berücksichtigt werden, dass Säuglinge besonders
gefährdet sind zu dehydrieren (z. B. bei gleichzeitig
vorliegendem Fieber oder Trinkschwäche).
Pharmakokinetik:
HWZ: 18-24 h (max 36 h), Neugeborene: 17,9 h; Proteinbindung: 0%; molare
Masse: 74; relative Dosis: 0-‹10% (30%); M/P-Quotient:
0,3-0,17; orale Bioverfügbarkeit: 100%. Im Serum gestillter Säuglinge
nach Absinken der unmittelbar postnatal hohen Werte ein
Drittel der mütterlichen Konzentrationen oder deutlich
niedriger.
Klinik: Keine
Symptome bei den meisten gestillten Kindern. Eine Publikation
berichtet über einen zwei Monate alten Säugling mit Tremor
und abnormem Bewegungsmuster, seine Serumwerte für Lithium
waren doppelt so hoch wie die der Mutter. Gegebenenfalls
muss bei neu auftretender verdächtiger Symptomatik die
Lithiumkonzentration im Serum des Säuglings und
bei der Mutter bestimmt werden.
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WAS IST VOR CHIRURGISCHEN EINGRIFFEN ZU BEDENKEN?
Praxis Beier Fügel Startseite
Da jeder chirurgische Eingriff zu verminderter Lithiumausscheidung führen kann, besteht dabei die Gefahr einer Lithium-Intoxikation. Ursachen hierfür können sein die präoperative Einschränkung der Flüssigkeitszufuhr, die möglichen Elektrolytverschiebungen während der Operation oder eventuelle Zwischenfälle, welche die Nierenfunktion beeinträchtigen.
Deshalb ist es ratsam, Lithium vor einem chirurgischen Eingriff vorübergehend abzusetzen. Bei einem Spiegel von 0,6 - 0,8 mmol
Li/l reichen 24 Stunden vor der Operation aus, bei höheren Werten ist es besser, die Behandlung 2 Tage vorher zu unterbrechen.
Wir geben gerne Unterlagen für den
Narkosearzt mit !!. Hilfreich ist ein Lithium- und
Medikamentenpass
im Geldbeutel.
Durch Interaktion von Lithium mit Muskelrelaxantien kann sich deren Wirkung verlängern.
Depolarisierende Muskelrelaxantien (z. B.
Succinylcholin) können bei Kombination mit Lithium zum
prolongierten neuromuskulären Block führen, weshalb nicht
depolarisierende Substanzen (z. B. Pancuronium) zu bevorzugen
sind. Ketamin soll in Verbindung mit Lithium zu verstärkter
Krampfaktivität führen. Die arrhythmogene Wirkung von
Substanzen wie Enfluran, Halotan, Succinvlcholin oder
Pancuronium kann unter Lithium verstärkt sein.
Sobald sich postoperativ die Ausscheidungsbedingungen für Lithium normalisiert haben (normale Ernährung mit ausreichender Flüssigkeits- und Kochsalzzufuhr), kann der Patient wieder die vorherige Dosierung erhalten.
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UPDATE: LETZTE STUDIENLAGE 2018
: NEUROPROTEKTION (d.h.
Nervenzellschutz) durch Lithium !
Neuere Studien zeigen zudem eine
niedrigere Prävalenz (Wahrscheinlichkeit des
Auftretens) von Nierenerkrankungen im Vergleich zu
früheren Untersuchungen, die wahrscheinlich auf eine
sorgfältigere Überwachung der Lithiumwerte im Bereich von
0,6 bis 0,8 mmol/L
zurückzuführen ist (Nielsen RE
et al., Pharmacopsychiatry,
2018 Jan 18).
Lithium als Monotherapie hat sich als wirksamer erwiesen
als die Therapie mit anderen Wirkstoffen, so
dass das potentielle Risiko für kumulative Nebenwirkungen
durch eine Polytherapie reduziert wird (Hayes
JF et al.,
Worid Psychiatry
2016; 15:53-58).
In einer in Großbritannien von
1995 bis 2013 durchgeführten Studie wurde das Auftreten von
Nebenwirkungen an Patienten mit bipolaren Störungen, die mit
Lithium, Valproat, Olanzapin
und Quetiapin behandelt wurden,
untersucht. Lithium zeigte dabei zwar eine höhere Inzidenz
von endokrinen und renalen
Störungen, aber gleichzeitig die größte Wirksamkeit bei der
Reduzierung des Selbstmordrisikos und die geringste
Gewichtszunahme im Vergleich zu anderen Therapien (Hayes
JF et al, PLoS
Med 2016 Äug
2; 13(8):el002058).
Die anhaltende Reduktion der Selbstmordgefahr
wird auch noch durch eine weitere Studie bestätigt (Tondo
L, Pharmacopsichyatry 2018 Apr
19).
In den letzten Jahren haben sowohl in
vivo- als auch in
vitro-(-Reagenzglas-) Untersuchungen
gezeigt, dass Lithium auf
verschiedenen Ebenen eine neuroprotektive
d.h. Nervenzell-schützende und wiederherstellend regenerative
Aktivität besitzt. Eine Magnetresonanzuntersuchung bei
Patienten mit bipolarer Störung zeigte ein vergrößertes Hippocampusvolumen
bei Patienten, die seit mehr als 61 Monaten mit Lithium
behandelt wurden, im Vergleich zu Patienten,
die keine Lithiumtherapie erhielten (Zungs
et al., TransI
Psychiatry 2016; 6:1-7).
In Übereinstimmung mit diesen Ergebnissen finden sich drei
Studien in der Literatur, die ein geringeres Risiko für die
Entwicklung einer Alzheimer-Demenz
bei bipolaren Patienten nachweisen, denen Lithium über einen
längeren Zeitraum verabreicht wurde, im Vergleich zu
Patienten, die mit Antiepileptika,
Antidepressiva und Neuroleptika
behandelt wurden (Kessing LV
et al., Arch
Gen Psychiatry 2008; 65(11):1331-1335; Kessing LV et al..
Bipolar Disord
2010;12(1):87-94).
In vitro (Reagenzglas)-Untersuchungen
haben nachgewiesen, dass Lithium die Glykogensynthase-Kinase-3
(GSK-3) hemmt, ein Enzym, das
mehrere Zellprozesse wie Apoptose,
d.h. programmierten Zelltod, die Glykogensynthese,
synaptische Plastizität
(d.h. die Fähigkeit zur Neuverschaltung von
Nervenzellen) und die Gentranskription vermindert.
DieHemmung des Enzyms verbessert deshalb die
Zellstrukturstabilität und fördert das neuronale
Überleben der Nervenzellen. (Dell'Osso
L et al., Neuropsychiatric
Disease and
Treatment 2016;
12:1687-1703).
Darüber hinaus wirkt Lithium schützend vor glutamat-induzierter,
NMDAR-vermittelter Exzitotoxizität
(Hashimoto R et al.,
J Neurochem
2002;80(4):589-597), reduziert den oxidativen
Stress und verbessert damit die
Funktion der mitochondrialen Atmungskette
(Quiroz JA et al.,
Neuropsychobiology
2010;62(1):50-60) (Shalbuyeva N
et al. J Biol Chem
2007:282(25):
18057-18068).
Vertiefende Erklärungen zur Wirksamkeit der
Lithium-Therapie und zu deren neuroprotektiven
und antisuizidalen Eigenschaften
sind kürzlich veröffentlicht und diskutiert worden (Richardson
T, Macaluso M, Expert
Opin Drug
Metab Toxicol
2017; 13:1105-1113).
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12. LINKS und weitere
Quellen: http://dgbs.de/service/
http://de.wikipedia.org/wiki/Lithiumtherapie
Allgemeine Übersicht, weitere Quellen
Informationen über Stillen und
Schwangerschaft: http://www.embryotox.de/lithiumsalze.html
Lithiumtherapie
und Nierenfunktion: http://dgbs.de/fileadmin/user_upload/PDFs/DGBS_Materialien/DGBS_Lithiumtherapie_und_Nierenfunktion_Neurotransmitter.pdf
Selbsthilfeforum
der Dt. Gesellschaft für Bipolare Störungen: http://www.bipolar-forum.de/read.php?5,550265,550265#msg-550265
Suizidvorbeugung
unter Lithium: http://www.medizin.de/ratgeber/lithium-verringert-suizide-bei-depressionen.html
Informationen über Stillen und
Schwangerschaft: http://www.embryotox.de/lithiumsalze.html
Eigenes Referat:
Qualitätszirkel der Nervenärzte:
Main/Tauber/Hohenlohe/Schwäbisch Hall am 14.4.2010:
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