Endogene Psychosen :

Psychoseratgeber:

Inhalt:

1.0. Vorbemerkungen und Einführung
2.0. "endogene" "schizophrene" Psychosen und weitere Links: 
3.0. Symptome und wissenschaftliche Erklärungen
Früherkennung:
Anmerkung: f-MRT (funktionelle Kernspintomographie)
4.0. Probleme der Familie
5.0 Prognose Therapie und Verlauf
6.0 Die Behandlung mit Psychopharmaka : NEUROLEPTIKA
7.0. Nebenwirkungen
8.0. Atypische Neuroleptika
9.0. Andere Psychopharmaka
10.0. Ist es wirklich notwendig, so lange etwas einzunehmen?
11.0 Rehabilitation
12.0. Psychotherapie

Externe Links: (für  Fernsehschauer) :
http://www.psychose-wissen.de  Lehrfilm- Portal  der Fa. Janssen-Cilag mit der Univ. Klinik Eppendorf zu Verständnis  und  Therapie  schizophrener  Psychosen 


1.0. Vorbemerkungen und Einführung: Was bedeutet es, eine Psychose zu haben?:

Definition:
Eine Psychose ist eine psychische Erkrankung, die so schwerwiegend ist, daß der Lebensvollzug im Alltag erheblich behindert ist.  D.h. ich kann die Chancen meiner Begabungen und die Potentiale  meiner Person viel weniger leben und umsetzen, als dies ohne die Erkrankung der Fall wäre.  Die Ursache  von Psychosen liegt weitaus mehr  im körperlichen, und  liegt an den organischen  Grundlagen unsereres  Erlebens und den geknüpften  Verbindungen zwischen den einzelnen Nervenzellen.  Die Heilungschance  hängt mit der Zeit  zusammen, wie lange die Psychose unbehandelt  blieb bzw. zur  Behandlung keine Bereitschaft  bestand.  D.h.  eine Psychose ist eine ernste  Erkrankung die möglichst  frühzeitiges  Handeln  erfordert.   Dies  sieht  der betroffene  selbst  meist  nicht  (mangelnde Krankheitseinsicht).  Für  das veränderte Wahrnehmen bilden sich  in der  Regel  eigene, meist nicht realistische Erklärungen.  Diese verfestigen sich um so mehr, je länger die Krankheit unbehandelt  anhält.  Dies  verschlechtert die prinzipiell gegebene Chance,   die Erkrankung früh  zu erkennen und  zu behandeln.

Zur  Abgrenzung  und zum Verständnis:   Bei einer Neurose ist die Teilnahme an Alltagsaktivitäten weniger stark  gestört. Außerdem handelt es sich bei den Neurosen um erworbene und erlernte,   mir  selbst  und der Situation unangepasste  Störungen innerhalb eines  prinzipiell intakten psychischen Erlebens:  Neurosen werden  während des Lebens erworben: sei es daß wir problematisches Verhalten in der Kindheit erlernt haben,  sei es daß wir es im späteren Leben Konflikte  im  innerseelischen Erleben nicht  bewältigen  konnten:   Konfliktreaktionen im Inneren und emotionale   Anpassungsstörungen  im äußeren sozialen Umfeld.     Aufgrund  schwerwiegender äußerer Belastungen  kommt  es manchmal  auch zu einer Veränderung in uns selbst, die  bis ins Organische der Stressverarbeitung reichen:  Wir sprechen dann von  eine PTSD:  posttraumatischen  Belastungsstörung und traumatischen Stressreaktionen.  Auch erzeugt  seelischer  Schmerz  durch neuronale  Vorgänge vermehrt  körperliche Beschwerden.. Diese nennt man dann somatoforme oder psychosomatische  Erkrankungen.  Wenn  ich Suchtmittel  oder nicht stoffliche Süchte  anwende, um meine Probleme  zu lösen,  wird die psychische Störung ebenfalls organisch: Abhängigkeit und deren körperliche Folgen. d.h. Psychiatrie  beschäftigt sich mit dem Grenzbereich zwischen organischem  und seelischem. 

 Persönlichkeitsstörungen sind eine weitere Gruppe von Erkrankungen: Die Gesellschaft ist darauf angelegt, daß wir uns durch unterschiedliche Charaktere mit unterschiedlichen Stärken und Schwächen zu  einem sozialen Ganzen ergänzen. Manchmal leiden wir unter Extremen dieser Eigenheiten:  Diese  nennen wir dann Persönlichkeitsstörungen,  wenn  sie  uns beim Versuch, gut zu leben,  stören  oder uns aus dem sozialen Rahmen fallen läßt.   Persönlichkeitsstörungen haben einerseits  eine erbliche aber auch eine erlernte Grundlage,  

-  oft  gibt ein Kontinuum an Ausprägungen von ganz leicht bis ganz schwer, - wir erleben das Problem oft auch psychologisch als sehr  hartnäckig  und festsitzend:   Durch unsere eigenen Überzeugungen provozieren wir  immer  wieder neu ähnliche soziale Erfahrungen.. Diese  bestätigen wiederum   die eigenen verzerrten  Grundannahmen  (Schemata) -.  wir  und andere leiden an der gestörten sozialen Interaktion wiederum aufgrund dieser verzerrten Grundannahmen. 

Ursachen: Bei den psychischen Erkrankungen handelt es sich nicht um eine einheitliche Krankheit, sondern um ein ganzes Spektrum verschiedener Krankheiten,
mit verschiedenen Symptomausprägungen, Verläufen und Ursachen.

Bei den Psychosen unterscheiden wir organische Psychosen im eigentlichen Sinne und "endogenen" Psychosen. Organische Psychosen treten meist bei älteren Menschen aufgrund einer faßbaren organischen oft strukturell sichtbaren Grunderkrankung auf: z.B. Durchblutungsstörungen, Zellneubildungen, Entzündungen (z.B. Meningitis, MS etc. ) Stoffwechselstörungen, Gifteinwirkungen (z.B. Alkohol) sowie z.B. vorzeitige Alterungsprozesse mit Zellschwund und Eiweissablagerungen wie z.B. bei der Alzheimer Demenz.

Es gibt drei große Gruppen der endogenen Psychosen:

1. die "wahnhaften Störungen" mit einer Veränderung des Realitätserlebens bis hin zur Gruppe der Schizophrenien
2. die affektiven Psychosen mit "manisch oder depressiven" Stimmungsphasen und für
3. den Fall, daß beide Symptome kombiniert vorliegen: "schizoaffektive Psychosen ".

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2.0. Hier auf dieser Seite soll es aber um die sog. "endogenen" "schizophrenen" Psychosen gehen.  

Die Gruppe der Depressionen und bipolaren Störungen werden im Depressionsratgeber abgehandelt.

Ratgeber: 
Helene und Hubert Beitler: Psychose und Partnerschaft. Psychatrie Verlag Bonn, 2000, 12,90 Euro
Helene und Hubert Beitler: Familienleben mit Psychosekranken Kindern. Ein Ratgeber für Eltern. Psychatrie Verlag Bonn, 2000, 12,90 Euro
Renate Klöppel: Die Schattenseite des Mondes. Ein Leben mit Schizophrenie. Rowohlt Verlag, Hamburg 2004, 8,90 Euro

Weitere Links: 
http://www.kompetenznetz-schizophrenie.de/rdkns/34.htm
Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN)
www.bapk.de: Website des Bundesverbandes der Angehörigen psychisch Kranker: Tel. 0228/ 632646

Wir haben in neuropathologischen Untersuchungen bei endogenen Psychosen allgemein keinen Schaden gesehen und sie „endogen" genannt, weil äußere Ursachen nicht klar waren: Dabei nehmen wir heute mit zunehmender Sicherheit Funktionsstörungen in der biochemischen Regulation bestimmter Hirnareale insbesondere im Dopamin- und Serotoninstoffwechsel an: Von zentraler Bedeutung ist gerade auch die sog. Stammganglienschleife. Sicher ist, Psychosen entstehen nicht durch Fehler der Mütter oder Fehler in der Erziehung: sie sind nicht erlernt. Sie treten fast überall auf der Welt etwa gleich häufig auf, unabhängig von der Art der Erziehung. Dabei ist Schizophrenie ein irreführender Begriff: Es handelt sich nicht um eine Spaltung, sondern eine spezielle Sensibilität und Verletzlichkeit (Vulnerabilität). Andererseits:  wenn äußere Anforderungen zu Überforderungen werden,  oder  Traumata  unbewältigbar  werden,  läßt der damit verbundene Stress die Krankheit leichter  ausbrechen. Deshalb steht auch der Ausbruch einer Psychose  und deren Inhalte in Beziehung zur aktuellen Lebenssituation und kann sich je nach aktueller Situation verändern.

Als Betroffene empfinden wir die Krankheit nicht als Krankheit, unsere Sicht der Dinge ist verändert und in unsere Gefühle von Angst, Depression oder Selbstüberschätzung einbezogen. Krankheitseinsicht beim Betroffenen und Wissen über die Art der Erkankung und Behandlung zu erreichen, ist daher erstes Ziel der Behandlung: Aufklärung der Familien und die gemeinsame Arbeit mit dem Betroffenen an der richtigen Deutung seines Erlebens gehört ganz zentral zur Behandlung dazu.

Wichtig ist es zu wissen, daß je früher die Erkrankung behandelt wird (und je kürzer die unbehandelte Erkrankungsphase ist), desto besser ist die Prognose einer Wiederherstellung.

Eine gute Broschüre zur Früherkennung von Psychosen wurde von der Univ. München, Köln, Bonn mit dem ZI- Mannheim und dem Schizophrenie Kompetenz-Netz herausgegeben. Dachorganisation: "Fetz" Der Fragebogen zur Früherkennung von schizophrenen Psychosen ist mit Erläuterungen am besten als PDF Datei unter dem Link: http://www.fetz.org/broschueren/frueherkennung.pdf herunterladbar.

Zu einer kurzen Risikoabschätzungsskala für Laien: und orientierenden Symptomfragebogen siehe:

http://www.psychiatrie-aktuell.de/news/detail_furInter.jhtml?itemname=news_440
Das Zentrum für Beratung und Behandlung bei erhöhtem Psychoserisiko (ZeBB) an der Bonner Universitätsklinik hat einen Fragebogen zur Früherkennung von Psychosen entwickelt. Die 17 Fragen helfen dem Laien herauszufinden, ob er ein erhöhtes Psychose-Risiko hat. Zum Textanfang

3.0. Symptome und wissenschaftliche Erklärungen:

Die Untergruppen von Psychosen sind in einschlägigen Lehrbüchern (z.-B. Manfred Bleuler Lehrbuch der Psychiatrie, Springer Verlag) geschildert : Als weitere Anregung zur Lektüre: http://www.mendiger.de/psychiat.htm

Nach der Klassifikation der Kleist Wernicke Leonhard Schule ergeben sich prognostische Aussagen über Schweregrad, voraussichtlichen Verlauf und verschiedenes Ausmass genetischer Einflüsse: http://www.menschenkunde.net/artikel/kl-werk.htm()

Die Psychosen werden bei Leonhard in drei Hauptgruppen eingeteilt: solche, die als Hauptsymptom die Motorik betreffen, (Motilitätspsychose, Katatonien), solche die den Affekt, das emotionale in erster Linie betreffn (Angst-Glücks-Psychose, Paraphrenien), und solche die das Denken in erster Linie betreffen: (Verwirrheitspsychose, Kataphasien):

Die Psychosen zeigen einen schubförmigen oder phasenhaften Verlauf über die Zeit: Es gibt Phasen akuter Symptome (Schübe), daneben aber auch symptomarme Phasen, in denen die Krankheit schlummert und im Fall einer erneuten Überlastung des Systems weiter auszubrechen droht. Die Erkrankung muss deshalb medikamentös über den Zeitraum akuter Krankheitserscheinungen hinaus vorbeugend behandelt werden.

Die endogenen Psychosen sind schwere Krankheiten: Einerseits prägt die Krankheit oft von Jugend auf die Möglichkeiten der Lebensbewältigung und Berufsausübung. Kontakte verändern sich, soziale Bindungen leiden oder gehen verloren, oft ist die Familie mitbetroffen und leidet mehr als der Patient selbst. Weiterhin gibt es eine Vielzahl bereits jung erwerbsunfähiger Menschen in dieser Krankheitsgruppe. Die Krankheiten münden unbehandelt in ca. 10 % durch Suizide in verheerende Folgen: d.h. das Risiko an einer schweren Psychose zu sterben, liegt statistisch etwa so hoch wie bei einem unbehandelten Herzinfarkt. Es gibt also genügend gute Gründe, eine Behandlung gewissenhaft und oft über Jahre zuverlässig durchzuführen.

Neu ist, dass wir mehrere Erkenntnismethoden dazugewonnen haben, die die Ursache und den Ablauf der endogenen Psychosen klarer werden lassen. Einerseits wurden bereits Gene entdeckt, die einen Teil der schizophrenen oder manisch depressiven Erkrankungen bedingen: Als Beispiel ein populärwissenschaftlicher Link: Zur Entdeckung des Gens der periodischen Katatonie nach Leonhard: http://www.3sat.de/3sat.php?http://www.3sat.de/nano/news/16935/
Das Gen liegt auf dem Chromosom 22 und liefert die Vorlage für ein WKL 1 genanntes Protein. Dessen genaue Funktion ist noch unbekannt. Es weist aber den Forschern der Julius-Maximilians-Universität in Würzburg zufolge einige Ähnlichkeiten mit Ionen- Kanälen auf, die an der Reizweiterleitung im Gehirn beteiligt sind. 3.1. Es handelt sich bei den Katatonien um motorische und psychomotorische Krankheitssymptome.

Ungefähr ein Prozent der deutschen Bevölkerung ist von Schizophrenie betroffen. Und nur bei einem Teil der Schizophrenie-Kranken spielten überhaupt genetische Veränderungen eine Rolle. Es gibt eine Vielzahl weiterer Faktoren, die die Krankheit auslösen können. Zum Textanfang

Nachweisbar sind oft Hirnentwicklungsstörungen, die heute aufgrund verbesserter bildgebender Untersuchungsmethoden herausgefunden werden können. Hirnentwicklung beim Embryo findet mit Zellwanderung und Wachstum vor allem im 4. bis 5. Schwangerschaftsmonat statt. Eine schizophrene Psychose ist möglicherweise Folge frühkindlich erworbener Entwicklungsschäden der Hirnentwicklung, sei es durch einen Infekt, den die Mutter durchgemacht hat oder unterschiedlichste Schädigungseinflüsse wie Sauerstoffmangel, Alkohol, und andere "Hemmungsmißbildungen", heute noch unklarer Ursache. (z.B. ist in Städten die Gefahr an einer Psychose zu erkranken höher als auf dem Land).Forschungsbericht der Universität Würzburg Psychiatrische Klinik

Neu ist außerdem, daß wir über aktuelle Veränderungen in der Funktionsweise des Gehirns heute durch das funktionelle Kernspintomogramm ( Magnetresonanztomographie) f-MRT * engl. NMR Aussagen machen können, die vor wenigen Jahren noch nicht möglich gewesen waren:
*Anmerkung: f-MRT : Zur Erklärung: Der Gehirnstoffwechsel hat ein schwäbisches Bauprinzip der Sparsamkeit: Durchblutet wird nur der aktive Hirnteil durch eine Regulation der Gefäße: d.h. sauerstoffreiches Blut fließt vermehrt in Zentren funktioneller Aktivierung. Diese Regionen lassen sich nun sichtbar machen von außen: Das Hämoglobinmolekül hat wegen einem zentralen Eisenatom magnetische Eigenschaften, die sich durch Bindung des Sauerstoffs ändern. (paramagnetisch) Diese Differenz magnetischer und paramagnetischer Eigenschaft lässt sich dem Querschnittsbild farbig überlagern. Damit bekommen wir eine Kartierung aktiver Hirnabschnitt und damit von außen zugänglich ein Abbild dessen was sich im Gehirn funktionell tut. Es handelt sich dabei noch nicht um eine Routineuntersuchung als Krankenkassenleistung.

Ein Beispiel für den Fortschritt im Verständnis der Erkrankung ist das Verständnis von akkustischen Halluzinationen: Es kann sein, sie hören eigene Gedanken laut, sie hören kommentierende Stimmen über ihre Handlungen, oder dialogische Stimmen, die über ihren Kopf weg ausmachen, was sie tun oder nicht tun: Wir wissen von den funktionellen MRT Bildern heute, dass ein echter akkustischer Reiz (Geräusch o.ä.) wegen des räumlichen Hörens immer beidseitig gehört wird. - Bei akkustischen Halluzinationen ist dagegen nur die Hörregion einer Hemisphäre erregt. ... d.h. es lässt sich zwischen endogenen Halluzinationen und äußeren Hörvorgängen im Rahmen von Forschungsuntersuchungen bildgebend unterscheiden. Es handelt sich dabei noch nicht um eine Routineuntersuchung als Krankenkassenleistung. Zum Textanfang

Ein weiteres Beispiel für ein besseres Krankheitsverständnis sind formale Denkstörungen: Sprache zerfällt in einzelne bedeutungsvolle Sätze, ganz ähnlich neuzeitlichen Gedichten, mit ausgeweiteter Bedeutungs-Übertragung und erweiterten Assoziationen: Wir sehen im funktionellen MRT, dass die Sprachlateralisation links mit grammatikalischem Lexikon der rechten Hirnhälfte zugeordnet wird. D. h. meine Gedanken werden mehr bildhaft assoziiert und weniger lexikalisch rational. Im Krankheitsfall wird also die Wortsuche mit den aktivierten rechtsseitigen Bedeutungsfeldern zugeordnet. D.h. ich denke mit Metaphern statt mit dem konkreten Lexikon. Andersherum kann es zu Wortneubildungen, und zum Zerfall grammatikalischer Strukturen kommen. Das Denken wird aufwendiger und anstrengender. Die Zuordnung ganzer Funktionsnetzwerke wir im Krankheitsfall verändert und seitenverkehrt.

Ein ganz primäres Symptom sind sog. Verfolgungsgefühle: Es gibt eine Feinabstimmung, der Bedeutungssetzung bzgl. meiner Wahrnehmungen, und meiner gefühlsmäßigen Verfassung: Emotionale Bedeutungen werden im limbischen System, einem Areal in der Nähe des Balkens an den gegenüberliegenden Innenseiten der Hirnhemisphären, insbesondere im vorderen "Gyrus cinguli" zugeordnet, in der Inselrinde sind emotionale Inhalte wie Ekel oder Abscheu, in den Mandelkernen "Amygdalae" Angst als Gefühl gespeichert. Das limbische System übernimmt die Zuordnung des Erlebten zu bestimmten Emotionen und erleichtert damit die Verarbeitung äußerer Erlebnisse auf dem Boden unserer biographischen Erfahrung. Die Empfindlichkeit dieser Bedeutungszuordnung wird wie beim Bewegungssystem durch das Stammgangliensystem fascilitiert oder begrenzt.:Wir verstehen jetzt den Zusammenhang der Dopaminblockierenden Wirkungen und (Parkinson)-Nebenwirkungen) neuroleptischer Medikamente: Wie im Bewegungssystem nimmt der Ncl. Caudatus mit dem Putamen (=Striatum) mit den inneren Kerngebieten Kontakt auf, und erleichtert oder erschwert Bedeutungen im Assoziativen Kortex oderWillkürbewegungen. Die Stammganglien haben eine zentrale Bedeutung für die Feinregulierung der Empfindlichkeit und damit der "Vulnerabilität" für Psychosen.

(Quelle: Zeitschrift "Nervenheilkunde" 7 und 8/2002 , Schattauer Verlag: Schizophrenieforschung mit der f-MRT.) und im Internet: http://www.psychiatrie-aktuell.de/ Zum Textanfang

4.0 Minussymptome, Sozialpsychiatrie und die Probleme der Familie.

Wer an einer akuten Psychose erkrankt ist, kann die Familie auf verschiedene Weise in Aufruhr versetzen: indem er/sie einfach nicht zur Schule oder zur Arbeit geht, nachts nicht schläft, im Haus umherläuft und das Radio laut aufdreht, indem er ohne Ankündigung davonläuft, ziellos umherfährt, Reisen unternimmt, indem er /sie von Selbstmord redet, völlig unverhersehbar Versuche unternimmt, sich tatsächlich das Leben zu nehmen, oder aggressiv gegenüber anderen Familienmitgliedern wird. Das kann für alle Beteiligten besonders dann zermürbend sein, wenn der Erkrankte nicht zu bewegen ist, einen Arzt aufzusuchen, sich untersuchen und behandeln zu lassen.

Bei einem Teil der Patienten heilt die Psychose folgenlos aus. Oft müssen sich die Angehörigen jedoch damit auseinandersetzen, daß der Patient nach Abklingen der akuten Psychose irgendwie verändert ist, daß er nicht mehr ganz der Mensch ist, den sie aus der Zeit vor der Krankheit kennen. Patienten, bei denen Schwung und Initiative darniederliegen, müssen immer wieder dazu angehalten werden, morgens aufzustehen, sich anzuziehen, sich zu waschen, in die Schule oder zur Arbeit zu gehen und sich an den zu Hause anfallenden Arbeiten zu beteiligen. Als biochemische Erklärung besteht gleichzeitig eine Verarmung von Dopamin und Serotonin in Regionen der Antriebsbildung und des Stirnlappens, sowie gleichzeitig ein Übergewicht erregender Überträgerstoffe in anderen Kerngebieten, diese Störung ist auch als Vorstufe der Erkrankung und „Basisstörung“ der akuten Symptomatik oft vorausgehend.Ausserdem ist das Arbeitsgedächtnis tatsächlich oft mitbetroffen.

Bei manchen schwerer beeinträchtigten Patienten ist die Einsicht in die eigene Krankheit einem beständigen Wechsel unterworfen: manchmal erkennen sie, daß sie krank sind, manchmal fühlen sie sich trotz eindeutiger Krankheitszeichen völlig gesund und verlieren den Bezug zu realen Ebenen. Das Bedürfnis, viel zu schlafen, sich zu schonen oder sich zurückzuziehen, aber auch die Launenhaftigkeit und Unberechenbarkeit werfen immer wieder die Frage auf, wie man damit umgehen soll. Ist es besser, geduldig und nachsichtig zu sein, oder ist ein eher energisches Vorgehen angebracht? Meistens läßt sich diese Frage tatsächlich nicht eindeutig beantworten: Viele Patienten sind nach Abklingen der Psychose tatsächlich weniger belastbar. Andererseits schonen sie sich mehr als nötig. Insofern bewährt sich meist ein Umgangstil, der beide Elemente beinhaltet, sowohl die Geduld, als auch die Bereitschaft, dem Patienten im Bedarfsfall klare Anweisungen zu geben. (Auszug aus einem Patientenratgeber von Herrn Prof. Dr. Hans-Jügen Luderer, dem leitenden Arzt der Kliniken am Weissenhof in Weinsberg, früher an der Psychiatrischen Klinik und Universität Erlangen-Nürnberg) http://www.zfp-weinsberg.de/index.html

Sozialpsychiatrische Fördermöglichkeiten ergeben sich durch die Angebote des Samariterstifts Obersontheim, darunter des sozialpsychiatrischen Dienstes, der Werkstatt, der Familienpflegebetreuung und dem betreuten Einzelwohnen.

Kontaktadressen: Siehe Adressen: Zum Textanfang

5.0 Therapie und Verlauf psychotischer Erkrankungen

 Während man früher glaubte, Schizophrenien seien Krankheiten, die ungünstig verlaufen und nahezu immer schwere Veränderungen nach sich ziehen, weiß man heute, daß ein günstiger Verlauf gar nicht selten ist. Man kann davon ausgehen, daß die Krankheit bei etwas mehr als einem Drittel der Patienten ohne Folgeerscheinungen abklingt, aber eine gewisse Rückfallswahrscheinlichkeit beibehält, manchmal sogar vollständig ausheilt. Bei anderen Patienten (ungefähr ein weiteres Drittel) kommt es nicht nur immer wieder zu akuten Krankheitsphasen. Zwischen diesen Phasen kann ein Patient mehr oder weniger schwer aber in der Tendenz zunehmend mit der Zeit unbehandelter Schübe und Psychosedauer beeinträchtigt sein. Krankheitsverläufe, bei denen sich das Befinden und die Leistungsfähigkeit des Patienten langsam, aber stetig ohne Einflußmöglichkeiten verschlechtern, sind selten. Mehr als die Hälfte der Patienten, die an Psychosen aus dem schizophrenen Formenkreis erkranken, können ihr Leben außerhalb der Krankheitsphasen im großen und ganzen weiterführen wie bisher. Ein Teil der Patienten muß jedoch damit rechnen, daß ihr weiteres Leben durch die Krankheit mehr oder weniger schwer beeinträchtigt wird. Diese Beeinträchtigungen sind jedoch nur bei wenigen Patienten so ausgeprägt, daß eine langfristige Behandlung in einem psychiatrischen Krankenhaus erforderlich ist. Es gibt eine Vielzahl ambulanter Hilfen (s.o.). Zum Textanfang

6.0 Die Behandlung mit Psychopharmaka : NEUROLEPTIKA

Lange Zeit gab es in der Psychiatrie keine wirksamen Behandlungsverfahren. Durch die Entwicklung und zufällige Entdeckung der „Neuroleptika“ verbesserte sich die Situation der psychisch Kranken jedoch ganz entscheidend: Neuroleptika haben eine ordnende Wirkung auf Denken und Wahrnehmung. Durch die Behandlung mit Neuroleptika ist es möglich, die Dauer der akuten Krankheitserscheinungen erheblich zu verkürzen, ein Wiederauftreten der akuten Psychose zu verhindern. Neuroleptika sind deshalb in erster Linie keine Beruhigungsmittel.

Die ordnende Wirkung der Neuroleptika bei akuten Psychosen ist vom Medikament und von dessen Dosierung abhängig. Die hochpotenten Neuroleptika wirken besonders gut gegen Sinnestäuschungen, Beeinflussungserlebnisse, Wahn und Störungen des Gedankengangs. Niederpotente Neuroleptika mildern innere Unruhe und beheben Schlafstörungen.

Dosierung der Medikamente
Die ordnende Wirkung auf Denken und Wahrnehmung setzt bei verschiedenen Medikamenten in sehr unterschiedlichen Dosisbereichen ein.
Hochpotente Neuroleptika bringen bereits in niedriger Dosierung die Symptome der akuten Psychose zum Verschwinden oder mildern sie ab, bei niederpotenten Neuroleptika bedarf es hierzu höherer Dosierungen. Niederpotente Neuroleptika haben eine wesentlich stärkere beruhigende und schlaffördernde Wirkung als hochpotente Neuroleptika.

Die meisten Patienten werden sowohl unter Sinnestäuschungen als auch unter innerer Unruhe und Schlafstörungen leiden, besteht die geeignete Behandlung meist in einer Kombination von hoch- und niederpotenten Neuroleptika. Die Erfahrung zeigt, daß man bei der Behandlung mit Neuroleptika keine allgemeingültigen Dosierungsempfehlungen aufstellen kann.

Die notwendige Dosierung der Neuroleptika muß bei jedem Patienten neu ermittelt werden. Zum Textanfang

Depot-Neuroleptika und prophylaktische Medikamentenbehandlung.

Nach Abklingen der akuten Psychose ist dieBehandlung mit Neuroleptika meist über längere Zeit notwendig, da man in der Regel damit rechnen muß, daß ohne diese Behandlung die Psychose wieder auftritt. Nun ist es zweifellos nicht jeder manns Sache, täglich Tabletten einzunehmen Zudem weiß jeder, der schon einmal regelmäßig Medikamente nehmen mußte, wie leicht die eine oder andere Einnahme vergessen werden kann. Bei dieser Behandlung erhält der Patient je nach Präparat im Abstand von l bis 4 Wochen eine intramuskuläre Injektion, eine Spritze also, die in der Regel in den Gesäßmuskel gegeben wird. Innerhalb der nächsten 1 bis 4 Wochen (je nach Präparat unterschiedlich) braucht der Patient nicht an die Einnahme von Medikamenten zu denken. Es gibt allerdings nur wenige beruhigende mittel- bis niederpotente Depot-Neuroleptika. Aus diesem Grund ist es häufig notwendig, zusätzlich zu einem hochpotenten Depot-Neuroleptikum ein niederpotentes Neuroleptikum in Tablettenform einzunehmen.

Bezüglich atypischer Neuroleptika siehe eigenes Kapitel 8 nach Schilderung der Nebenwirkungen

. Zum Textanfang

7.0. Nebenwirkungen

Leider haben alle wirksamen Medikamente Nebenwirkungen. Das gilt auch fuer die Neuroleptika. Niederpotente Neuroleptika verursachen in höheren Dosierungen häufig Mundtrockenheit sowie Kreislaufregulationsstörungen mit erniedrigtem Blutdruck was sich in Müdigkeit, Abgeschlagenheit und Schwindelgefühlen äußern kann. Unter der Therapie mit hochpotenten Neuroleptika kommt es häufiger zu verschiedenen Bewegungsstörungen, die als Fruhdyskinesien, medikamentös bedingtes Parkinson- Syndrom und Akathisie bezeichnet werden.

( siehe Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft) (spezielle Links zu allen Fragen der Arzneimittelbehandlung)

Frühdyskinesien treten meist in den ersten Tagen der Behandlung mit hochpotenten Neuroleptika auf. Es kommt zu Verkrampfungen der Zungen-Schlundmuskulatur oder zu Blickkrämpfen mit dem Zwang, nach oben zu schauen Frühdyskinesien sind zwar ausgesprochen unangenehm, aber nicht gefährlich. Bei intravenöser Gabe von Biperiden (Handelsname: Akineton) verschwinden sie innerhalb weniger Minuten.

Niederpotente Neuroleptika wirken „anticholinerg“ und verursachen trockenen Mund und trockene Schleimhäute, sie haben außerdem mehr blutdrucksenkende Nebenwirkungen. Wie bei den atypischen Neuroleptika ist hier Gewichtszunahme ein Problem.

Beim medikamentösen Parkinson-Syndrom spüren die Patienten, daß sie steif und unbeweglich werden und daß besonders feine Bewegungen, wie z B das Auf- und Zuknöpfen der Kleidung. mühsam werden. Außenstehende bemerken, daß die Patienten ihre Arme beim Gehen weniger mit bewegen und daß das Gesicht starr und masken haft erscheint. Auch das medikamentöse Parkinson- Syndrom bessert sich unter der Gabe von Biperiden. Das Risiko steigt mit zunehmendem Alter, in der Geriatrie sind deshalb einige atypische (z.B. Seroquel) oder mittelpotente mildere Neuroleptika (z.B. Melperon) Mittel der Wahl. Die Akathisie ist eine ausgesprochen quälende Unruhe, die meist in den Beinen empfunden wird. Die Patienten verspüren den Drang umherzulaufen, auf der Stelle zu treten oder die Beine in anderer Weise ständig in Bewegung zu halten. Diese Bewegungsstörung spricht in der Regel kaum auf eine Behandlung mit Biperiden oder anderen Antiparkinsonmitteln an. Es ist dann notwendig, die Dosierung der hochpotenten Neuroleptika zu reduzieren und vermehrt niederpotente Neuroleptika einzusetzen.

Neuroleptika beeinflussen auch die Hormonregulation. Insbesondere kann es bei Frauen unter der Behandlung zu Zyklusstörungen, Absonderungen von Milch aus den Brustdrüsen und bei Männern und Frauen zur Abnahme des sexuellen Verlangens, bei Männern zu Potenzstörungen kommen.. Diese Nebenwirkungen hängen von der Dosierung ab und bessern sich evtl. von selbst. Bitte sonst darüber reden und vom Arzt ggf eine Dosis/Substanzänderung erbitten. Außerdem sollte der Arzt bei einer Behandlung mit Neuroleptika gelegentlich das Blutbild und Leberwerte (selten Veränderungen außer bei Clozapin) kontrollieren.

Während der Langzeitbehandlung mit herkömmlichen hochpotenten Neuroleptika muß(te) man mit einer weiteren Gruppe von Nebenwirkungen rechnen, die unter der Bezeichnung "Spätdyskinesien". Hierunter versteht man unwillkürliche Bewegungen, beispielsweise Zucken der Mundwinkel, leichtes Schmatzen oder Bewegungen der Zungenmuskulatur. Spätdyskinesien treten in der Regel erst nach langandauernder und evtl. nicht aber zwingend nur bei hochdosierter Behandlung auf. Deshalb sollten Neuroleptika grundsätzlich so niedrig wie möglich dosiert werden. Leider sind diese Bewegungsstörungen nicht ganz selten: Wenn man leichteFormen mit einbezieht, muß bei einem Drittel der Patienten mit dieser Nebenwirkung gerechnet werden. Wenn Spätdyskinesien aufgetreten sind, wird der Arzt die medikamentöse Therapie über prüfen und gegebenenfalls ändern.

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8.0. Atypische Neuroleptika

Heute gibt es eine ganze Gruppe von Medikamenten, die diese Bewegungsstörungen nicht, kaum noch oder weniger als früher auslösen, die sog. "atypischen Neuroleptika" (Solian= Amisulpirid, Sulpirid, Zyprexa= Olanzapin, Seroquel= Quetiapin, Zeldox=Ziprasidon und Risperdal= Risperidon, partiell atypisch: Fluanxol= Flupentixol, und evtl. Perazin= Taxilan, , demnächst Abilify=Aripiprazol,).

Diese Mittel haben nicht nur geringere Nebenwirkungen im Bewegungssystem, sondern teils auch etwas bessere Wirkungen auf Antriebsverarmung und Minussymptomatik: Sie greifen gezielter am Ort der Störung ein als die älteren Präparate. Diese Medikamente haben oft auch noch antidepressive Wirkungskomponenten, was im Verlauf sehr erwünscht ist. Es ist in Deutschland sehr unterschiedlich, inwieweit Nervenärzte diese innovativen, aber teuren Medikamente einsetzen. In der KV Nordwürttemberg (siehe Pflichtseite) wurden die Verhandlungen mit den Krankenkassen so geführt, daß diese als innovative Mittel aus dem Ärztebudget für Medikamente herausgenommen wurden, - teils verfahren Kollegen in anderen Bundesländern aus Angst vor Regressen (Geldrückforderungen der Kassen bei Budgetüberschreitung) noch sehr restriktiv mit dem Einsatz dieser Medikamente. Es handelt sich, das sei nicht verschwiegen, auch nicht um Wundermittel: Es gibt individuelle Unterschiede bezüglich des Ansprechens und bezüglich anderer Nebenwirkungen z.B. auf den Hypothalamus, was Gewichtszunahme stärker als bei den älteren Medikamenten verursacht. Über die Nebenwirkungen von Übergewicht (z.B. Diabetes) siehe Tagespresse und unseren Schlaganfallratgeber.

Beim wirksamsten aller Neuroleptika, dem atypischen Neuroleptikum Clozapin (Leponex, Elcrit, etc.), dem ersten Vertreter dieser Substanzklasse, sind außerdem strenge Laborkontrollen wegen möglicher Blutbildnebenwirkungen vorgeschrieben. ( 18 Wochen lange wöchentlich, danach 4 wöchentliche Blutbildkontrollen solange das Mittel gegeben wird). Wenn diese Blutabnahmen ordentlich gemacht werden, gehört Clozapin weiter zu den bestwirksamsten Mitteln die es in der Medizin gibt: Es wirkt noch bei Therapieresistenten Patienten in bis zu 90 %. Durch den kontrollierten Einsatz wird für diese Patienten auch noch eine Besserung erreicht. Psychiatrie gehört also zu den erfreulichen medizinischen Disziplinen mit vielen Erfolgserlebnissen.

Eine kleinere Gruppe von Patienten erreicht Besserungen aufgrund der Schwere der chronischen Erkrankung auch nur relativ und oft nur durch die Kombination einer Vielzahl verschiedener evtl. hochdosierter Medikamente beherrschbar, zum Teil auch durch Kombination anderer Substanzgruppen von Psychopharmaka, wie Antiepileptika, die psychotrope d.h. Stimmungsstabilisierende Wirkungen haben. Zum Textanfang

9.0. Andere Psychopharmaka nicht nur bei "schizoaffektiven Störungen"

Bei der Behandlung von Psychosen werden außer den Neuroleptika auch andere Medikamente eingesetzt, insbesondere Lithiumsalze, Carbamazepin, und andere Stimmungsstabilisatoren (Für den Einsatz bei sog . schizoaffektiven Störungen siehe für hervorragende nähere Informationen dt. Gesellschaft für bipolare Störungen: www.dgbs.de Antidepressiva, Tranquilizer und Antiparkinsonmittel 'werden gegeben, um Nebenwirkungen der Behandlung mit Neuroleptika abzumildern. Wenn die Neuroleptika nach Abklingen der akuten Psychose reduziert werden können, ist es in aller Regel möglich, die Antiparkinsonmittel abzusetzen.

Antidepressiva haben stimmungsaufhellende Wirkungen. Auch Erschöpfungszustände nach Abklingen der akuten Psychose können mit Antidepressiva behandelt werden. Zusätzlich zu den Antidepressiva werden jedoch immer Neuroleptika gegeben, da ja Antidepressiva nicht vor dem Wiederauftreten einer akuten Psychose schützen.

Tranquillizer (d.h. Mittel mit Verwandtschaft zum Diazepam oder Valium) gehörten früher zu den am häufigsten verordneten Medikamenten überhaupt. Sie beruhigen, beseitigen Angstzustände, fördern den Schlaf und haben eine entspannende Wirkung auf die Muskulatur. Nach längerer Einnahme können sie jedoch auch in niedriger Dosierung zur körperlicher Abhängigkeit führen. Aus diesem Grund sollten sie in der nur vorübergehend eingenommen werden. - Im Rahmen der Behandlung akuter schizophrener Psychosen gibt man diese Medikamente kurzfristig bei schweren Angstzuständen, die sich auf Neuroleptika nicht ausreichend bessern. Manchmal bei therapieresistenten Psychosen haben Tranquillizer auch selbst noch eine Psychosestabiliserende Wirkung, weshalb es Ausnahmen von der Regel nur kurzfristiger Behandlung in begründeten Einzelfällen geben kann. Zum Textanfang

10.0. Ist es wirklich notwendig, über längere Zeit Neuroleptika einzunehmen?

Mit Neuroleptika kann man Schizophrenien sehr wirkungsvoll behandeln. Alternativen gibt es lediglich noch bezüglich der evtl. noch wirksameren Elektrokrampftherapie die heute nur noch unter großem Aufwand in Kurzzeitnarkose und Muskelrelaxation durchgeführt wird. Trotzdem nehmen viele Patienten Medikamente nicht gerne. Dies kann beispielsweise an den Nebenwirkungen der Medikamente liegen. Meist gelingt es jedoch, die unmittelbaren Nebenwirkungen der Behandlung durch genauesAnpassen der Dosierung und sorgsame Auswahl der Medikamente erträglich zu machen. Auch der Gefahr der Spätdyskinesien kann begegnet werden, indem die Dosierung so niedrig wie möglich gewählt wird. Viele Patienten lassen die Medikamente jedoch weg, weil sie einfach meinen, sie brauchen sie nicht mehr. Diese Meinung stellt sich meist über kurz oder lang als Irrtum heraus. Unmittelbar nach dem Absetzen der Medikamente kann es zwar vorkommen, daß die Patienten sich kurzfristig besser fühlen, die Besserung ist jedoch selten von langer Dauer. Patienten mit anderen Krankheiten geht es da ganz ähnlich. So sind bestimmte Formen des Bluthochdrucks ebenso wie bestimmte Formen der Schizophrenie lebenslang bestehende Krankheiten, die eine ständige medikamentöse Behandlung erfordern. Auch Hochdruckpatienten fühlen sich ohne blutdrucksenkende Mittel häufig wohler, jedenfalls für kurze Zeit. Aus diesem Grund glauben auch sie, die Medikamente nicht mehr zu brauchen und lassen sie weg. Damit schaden sie sich selbst, denn der Blutdruck steigt wieder. Kein Patient, der an einer langdauemden Krankheit leidet, kann auf Dauer vor dieser Krankheit die Augen verschließen und so tun, als sei er gesund.

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11.0 Rehabilitation

Die akuten Symptome der Schizophrenien bilden sich unter der Behandlung mit Psychopharmaka im allgemeinen recht gut zurück. "Minus"- Symptome, die nach Abklingen der akuten Psychose auftreten, lassen sich durch atypische Medikamente besser aber immer noch oft nur unvollständig beeinflussen. Wirkungsvoll sind hier u.a. nicht medikamentöse Behandlungsverfahren wie Beschäftigungs- und Arbeitstherapie. Wegen des Antriebsmangels sind die meisten Patienten bei vielen Tätigkeiten auf Anregungen von außen angewiesen. Es ist ihnen kaum möglich, von sich aus etwas anzupacken. Deshalb ist es notwenig, sie immer wieder zu ermutigen, ihre Tätigkeit fortzusetzen. Wenn dies nicht geschieht verschlimmert sich der Antriebsmangel. Dies bedeutet jedoch nicht, daß es für die Patienten von Vorteil ist, wenn sie möglichst viel Anregung von außen erhalten, so daß sie ständig unter Leistungsdruck stehen. Unter diesen Bedingungen kann es unter Umständen zum Wiederauftreten der akuten Psychose kommen. Es ist also wichtig, den Patienten weder zu überfordem noch zu unterfordern!! Zum Textanfang

12.0. Psychotherapie

Viele Patienten und Angehörige haben die Hoffnung daß man einem Patienten, der an einer Schizophrenie erkrankt ist, mit einer Psychotherapie am besten helfen könne. Leider werden diese Erwartungen besonders bei analytischer Therapie in der Regel enttäuscht, oft kommt es sogar vor, daß sich die Symptome der akuten Psychose durch intensive psychotherapeutische Gespräche verschlimmem. Psychotherapeutische Gespräche im Sinne sekundärer verhaltenstherapeutischer Hilfen bei der Krankheitsbewältigung und bei der Schaffung von Krankheitseinsicht gehören aber immer zur Behandlung dazu: Sie können Patienten und Angehörigen helfen, mit den Krankheitssymptomen besser zurechtzukommen und sich mit und abänderlichen Störungen abzufinden, ohne daran zu verzweifeln. Sie können helfen und die medikamentöse Behandlung ergänzen, aber nicht vollständig ersetzen.

Weitere Informationen: 

 

 

Schizophrenia: A Handbook For Families
Basic Facts About Schizophrenia

http://www.mentalhealth.com/book/p40-sc01.html

http://www.mentalhealth.com/book/p40-sc01.html

http://www.kompetenznetz-schizophrenie.de/rdkns/index.htm

https://www.abilify.de/cps/rde/xchg/bms_abilify

Infos für Laien und Betroffene 

  www.psychiater-im-netz.de